Teddycollege

Teddycollege
Hier geht es zum Teddycollege

Sonntag, 24. Oktober 2010

Sind das sie wahren Helden?

Bärenmacherin, weiblich, ledig, sucht

Tapferen und gefühlvoller Lebenspartner. Ausgebildet in Krisenintervention, fachlich kompetent. In allen Lebenslagen geduldig, kräftig (er/sie muss viele Kartons schleppen können), intelligent (man möchte ja eine gepflegte Unterhaltung führen), konsequent im Umgang, aber vor allem Empathisch und Lebensbejahend. Gesucht wird eine starke Persönlichkeit, die flexibel und von guter Kondition sein sollte. Achtung Bärenmacherin!

Wie ich auf diesen Text komme, eine gute Frage. Habe mir da so meine Gedanken gemacht.
Wissen sie eigentlich, was ein Mann alles aushalten muss, der mit einer Bärenmacherin liiert ist?
Würdigen wir diesen eigentlich aus vollem Herzen. Sehen wir was er Tag für Tag erleiden und erdulden muss, oder nehmen wir es als normal hin, dass immer jemand hinter uns steht und für uns sorgt.
Was sind das für Männer, die dort an hinterster Front ihren einsamen Kampf leben. Die uns unterstützen und so manch kleines Drama im Hause Bärenmacher erdulden. Die trösten und zuhören. Manchmal frage ich mich, sind Bärenmacherinnen anstrengend?
Frage ich meinen Mann, grinst der bloß, und sagt, „manchmal??!“.
Das sollte schon alles aussagen.
Allein die Vorstellung, was alles vor einer großen Messe zu Hause abgeht, reicht schon, um mich vor Scham in den Boden versinken zu lassen.
Aber, da ist er ja, das Bollwerk meines Schaffens, wie so viele andere, koordiniert er die Verpackung, den Transport und so manches mehr, vor einer großen Veranstaltung. Denn seine Bärenmacherin, ist nervös, klapprig, unausgeglichen, voller neuer Ideen. Manchmal ein wenig unsicher. Alles wird besprochen, immer wieder wird geholfen. Das kann Tag und Nacht so sein.
Aber die oben genannten Eigenschaften sind nun mal wichtig, um es mit uns, den Bärenmacherinnen, auszuhalten. Aber wo findet man solch ein Superwesen. Die laufen ja nicht zu Dutzend auf der Straße herum. Suchen nutz nicht viel, ich glaube die laufen einem einfach irgendwann zu. Da fast alle Bärenmacher, die ich kenne in einer festen Beziehung leben, scheint es ja zu klappen, das Zusammenleben mit einer zarten Seele. Obwohl ich mich manchmal frage, wer von beiden nun die zartere Seele hat. Wer die stärkeren Nerven hat, dass weiß ich, und das ist unbestritten.
Wie ist es denn, wenn man mit einer Idee schwanger geht. Wer ist zur Stelle, wird nachts mehr oder weniger sanft geweckt, derjenige, der sich dummerweise in der Nähe von uns aufhält. Bei mir zu Hause ist es mein Mann. Im Halbschlaf hört er zu, und ich frage mich manchmal, was denkt der nur von mir. Das hält mich aber nicht davon ab, meine Idee wortreich zu schildern. Natürlich wird ein Feedback erwartet.
Warum auch nicht, es ist ja gerade mal 2.00 Uhr, also die beste Zeit zum reden, oder?
Nach dieser Attacke ist erst einmal Ruhe, denkt nun der geneigte Leser. Was für ein idealistischer Gedanke, ne, das glaubt auch nur ihr.
Die Bärenmacherin verzieht sich ins Atelier und werkelt. Aber mit jedem Schritt, wird wieder und wieder gefragt, wie findest du das, was meinst du, wie sieht das aus?
Bis das Ergebnis endlich komplett fertig gestellt ist, sind starke Nerven des Partners gefragt.
Hier frage ich mich, sind Bärenmacher penetrant aufdringliche Menschen, wenn es um ihre Selbstverwirklichung geht? Oder sind sie einfach unsicher. Diese Frage stellt sich hier nicht, Bärenmacher sind einfach nur sehr gesprächsfreudig, oder die kleinen Nervensägen der Nation? Das ist eine gute Frage.
Geht mein Mann nun auf das Spiel ein, dann begibt er sich in eine schwierige Situation, denn die Antwort muss wohlüberlegt und auch durchdacht sein. Wir haben es ja mit einem zarten Pflänzchen zu tun, dass nicht immer Kritikfähig ist. Also Vorsicht. Die Antwort erfordert Ehrlichkeit und diplomatisches Geschick. Das alles muss so gut verpackt sein, dass auch bei Nichtgefallen des Objektes, das zarte Gemüht der Bärenmacherin nicht geschädigt wird. Es könnte zu einer Krise kommen, wenn jetzt die Worte nicht richtig gewählt sind. Glücklich sind alle, wenn beide zufrieden sind. Aber wer kann immer nur zarte Seelen streicheln, also wirklich, liebe Bärenmacherinnen, so geht es ja nun auch nicht. Unser Lebenspartner ist auch nur ein Mensch, oder?
Die besten Erinnerungen habe ich noch aus meiner Zeit der vielen Wettbewerbe. Immer auf dem letzten Drücker fertig, nun noch die Bilder…. Zappelig, denn wer macht diese meistens, unser Partner, oder er ist wenigstens als Chauffeur und „Packesel“ zum nächsten Fotografen behilflich.
Dann kommt die Zeit des Wartens, wieder hibbelig ohne Ende, genervt, nervös, das macht es schon Sinn, wenn jemand mit einer Tasse Kaffee oder heißer Schokolade um die Ecke kommt und ein wenig Ruhe in dein Leben bringt, oder?
Definition:
Prellbock, Lastenesel, freiwilliger Helfer?
Aber nein, so ja nun auch wieder nicht. Wir sehen schon, was ihr leistet, wie ihr euch sorgt und wie ihr euch mit uns freuen könnt, wenn alles so klappt, wie es sich das kleine Seelchen wünscht.
Wir sind schon dankbar, können es aber nicht immer in Worte fassen, denn immer wieder denken wir an den neuen Teddy oder ein anderes Getier. Was dazwischen liegt, dass geben wir freiwillig. Dazu gehört auch das Wissen, hallo Partner, ohne dich ist alles doof.
Ich frage mich manchmal, wie ihr das aushaltet. Mein Mann ist so schlau, nur zu lachen, aber die Antwort schuldig zu bleiben. Er kennt das schon, wenn mich das schlechte Gewissen packt und ich feststelle, dass ich mal wieder einen Schritt zu weit gegangen bin.
Nach vielen Jahren Bärenmacherpartnerschaft bekommt man wohl ein Gespür für diese Anfälle, oder auch Zwischenfälle im Bärenmacherhaushalt. Wie schön, dass man auch einfach mal in den Garten gehen, weit weg, mit der Elektrosense in der Hand, und Taubheit vorschützen kann.
In diesem Sinne liebe geplagte doch sehr geschätzte Lebenspartner, verabschiede ich mich mit den Worten.
Seit Tapfer ihr Helden, denn wir brauchen euch.
Ganz ehrlich, wir versprechen Besserung und wollen auch wonnig sein, aber …..s.o.


ich schreibe seit einigen Jahren für Bärenmagazine und werde nun nach und nach die kleinen Kolumnen hier veröffentlichen.
Ich hoffe es gefällt euch, diese kleinen Geschichten rund ums Bärenmachen zu lesen.

Keine Kommentare:

Über mich

Mein Bild
Ich bin Psychiatriefachschwester. Aber vor 5 Jahren aus meinem Beruf ausgestiegen. Bin in die Selbstständigkeit gesprungen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Sprung ins kalte Wasser. Damals ist das Teddycollege gegründet worden. Mehr dazu unter www.teddycollege.com Aber auch das Seife sieden und alles was zum Thema schönes Baden und planschen paßt ist damals entstanden. Viel Entwicklung gehörte dazu und viel Arbeit. Mein Tag dauert immer lange. Ich beginne morgens um 7.00 Uhr und ende meistens in der Nacht, wie sie an diesem Text sehen können. Nachts habe ich die besten Ideen. Das war schon immer so.